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«Dickschiffe» kurven im Sand

Quelle: "Mitteldeutsche Zeitung" vom 29.04.12

Mächtig Staub wirbelten die Truck Trialer beim ersten Rennen in der Kliekener Kiesgrube auf. Dort ging es neben anderem auch Steilände hinauf. Ein sehr reizvoller Anblick für die Zuschauer. (FOTO: ALEXANDER BAUMBACH)

Die Sonne brennt auf die Kiesgrube in Klieken. Am Fahrerlager herrscht am Sonnabendmorgen wegen der kühlen Brise noch erträgliche Atmosphäre. Stefan Schoder, Vorsitzende "Truck Trial Club Deutschland", eröffnet mit wenigen Worten den ersten Lauf der Internationalen Truck Trial Meisterschaft. Danach geht ein Zittern durch die Luft. Die Teams starten die Motoren ihrer kleinen wie großen geländegängigen Lastwagen. Dieselabgase mischen sich mit dem feinen Flugsand in der Grube, als die Fahrer sich in ihre "Sektionen" begeben. Das sind die "Rennkurse" - Steilwände,

Seen, rutschige Schuttberge. Normalerweise fährt man dort eher außen herum. Hier geht es mitten rein. "Das ist Schachspiel, nur hier mit Allradantrieb", erzählt der Streckensprecher Klaus-Peter Kessler. Seit über 20 Jahren kennt er die Szene, die Geschichten um die Fahrer. "Ende der 80er Jahre hat sich der Sport in Frankreich aus dem Geländewagen-Trial entwickelt", weiß der Experte. Briten, Franzosen, Tschechen und Deutsche hätten an der Wiege der jungen Sportart gestanden, das Reglement aus dem Rallye-Bereich auf ihre eigenen Bedürfnisse geändert. Kessler weiß auch, das in Mitteldeutschland die Wiege deutscher Aktivität liegt. "Den ersten nationalen Lauf gab es 1992 in Köthen", berichtet er. Er ist stolz, das erste Rennen der neuen Serie des Clubs um Stefan Schoder und Olaf Grätz zu moderieren. "Das Reglement wurde im Vergleich zur Europameisterschaft vereinfacht, es gibt zum Beispiel kein Reversionslimit mehr", erzählt er. Das heißt, zwischen dem Durchfahren der Tore im Gelände darf so oft rangiert werden, wie man will. Die Fahrer wollen schließlich fahren. "Man schraubt doch nicht die ganze Winterzeit am Auto herum, um dann wegen so so etwas rauszufliegen", erzählt Olaf Grätz. Er steuert selbst eines der schweren Ungetüme durch die Sektionen, sein Tatra ist bekannt als das "Cabrio" - unter dem Überrollkäfig gibt es keine einzige Fensterscheibe. Mit Feingefühl geht es durch die Sektion, mit Karacho durch den See, der in der Senke in der Mittagssonne glitzert. Eine Bugwelle reißt Teile des Steilufers weg. Neben den "Dickschiffen" der Klasse S 5 (der "Königsklasse") gehen weitere vier Serienklassen an den Start in Klieken, ein Auto startet in der Prototypenklasse. Mangels Konkurrenz fährt es in der vergleichbaren Serienklasse mit. Insgesamt 25 Teams haben sich aufgemacht, hier mitzufahren. Auch aus Österreich und der Tschechischen Republik kommen Motorsport-Aktivisten. Darunter Szene-Größen wie Jürgen Kottkamp, mehrfacher Europameister, das Urgestein Wolfgang Bülles oder Rolf Kempf. Mit seinem Beifahrer Peter Schmidt bringt er in der Serien-Klasse drei den Rennkommissar ins Schwitzen. Die Steilwand-Strecke bewältigt der Unimog-Pilot nämlich entgegen aller Vorhersagen souverän.

Noch ganz jung

Erst Anfang diesen Jahres gründeten Stefan Schoder und Olaf Grätz den Truck Trial Club Deutschland. Dem Premierenlauf am Sonntag folgen noch vier weitere Wettkämpfe. Am 9. und 10. Juni geht es in tschechische Krasna Lipa, dann steht am 30. Juni / 1. Juli der Lauf in Perleberg auf dem Plan. Die Rennen Nummer vier und fünf finden nach der Sommerpause in Elbingerode / Harz (22. / 23. September) und noch einmal in Tschechien, in Kladno (6. / 7. Oktober), statt.